Arbeitsplatz der Zukunft

Im Zentrum steht der Mensch

Die Bildungsarmut der heutigen Zeit muss auf die politische Agenda gesetzt werden.

Oswald Metzger
 
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    Zur Person
    Professor Dr. Stephan A. Jansen

    Prof. Dr. Stephan A. Jansen wurde im Mai 2003 zum Gründungspräsidenten und Geschäftsführer der Zeppelin Universität berufen. Im gleichen Jahr wurde er durch das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg als Professor auf den Lehrstuhl für „Strategische Organisation & Finanzierung | SOFI“ ernannt. Mit 31 Jahren war er der jüngste deutsche Universitätspräsident. Nach einer Banklehre als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaft in Witten/Herdecke, an der New York University sowie Tokyo Keizai University mit Auszeichnung. 1997 bis 2003 schlossen sich weitere wissenschaftliche Stationen an der Stanford University sowie der Harvard Business School mit der Promotion an.

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    Factbox
    Expertenrunde zur Frage „Wir gestalten den Arbeitsplatz von morgen"

    Über Arbeitsverhältnisse der Zukunft wurde auf Einladung von CDU, Christlicher Gewerkschaft Metall und RCDS an der Zeppelin Universität diskutiert. Experten auf dem Podium waren Adalbert Ewen (Bundesvorsitzender der Christlichen Gewerkschaft Metall), Oswald Metzger (stellvertretender Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU), Ingo Metzer (Vice President Human Resources Tognum AG) und Professor Dr. Stephan A. Jansen (Präsident der Zeppelin Universität Friedrichshafen).

    Mediales Echo: Podiumsdiskussion in der Schwäbischen Zeitung

    Unter der Frage "Schafft‘s Deutschland, die Zukunftsprobleme zu bestehen?" berichtete auch die Schwäbische Zeitung über die Podiumsdiskussion an der Zeppelin Universität. Nachzulesen gibt es den Artikel über den sozialen Lift, Karriereplanung und die Lieblingsarbeitgeber von Morgen im Onlineportal.

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    Mehr ZU|Daily
    Wenn Karriere nicht attraktiv ist
    In der Hierarchie ganz oben zu stehen, hat für viele an Reiz verloren. Die Generation Y verweigert sich einer klassischen Karriere und findet Alternativen.
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Der Arbeitsplatz von morgen wird mobil und von Informationstechnologien durchdrungen sein. Aber wie wird sich der Mensch darin zurechtfinden? Abseits von digitalen Spielereien und möglicherweise vollkommener Technisierung wird am „Arbeitsplatz der Zukunft“ der Mensch im Zentrum stehen. Dessen sind sich Experten wie der stellvertretende Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, Oswald Metzger, der Bundesvorsitzende der Christlichen Gewerkschaft Metall, Adalbert Ewen,  oder auch Ingo Metzer, Vice President Human Resources der Tognum AG, sicher. Für den Fokus auf den Menschen zeichnen sich in den nächsten Jahrzehnten vor allem Vertreter der „Generation Y“ verantwortlich, sagt auch Professor Dr. Stephan A. Jansen, Präsident der Zeppelin Universität. Die Kohorte der in den 1980er Jahren Geborenen legt Wert auf eine ausgewogene Mischung aus Leben und Beruf und schlägt dafür sogar manchmal Karriere aus, so die aktuelle Beobachtung. Der Arbeitsmarkt müsse also etwas für diese Generation bieten, sagt Jansen. Auch, weil die Erwerbstätigenquote sinke und sich daraus eine einfache Schlussfolgerung für die nächsten Jahre ziehen lasse: „Die Arbeitgebermärkte werden zu Arbeitnehmermärkten.“ Die Ypsilon-Vertreter können sich demnach ihre Arbeitsplätze selbst aussuchen und prägen diese immer stärker mit. Doch sie müssen dabei gleichzeitig auch wesentlich produktiver sein, um den Generationenvertrag einzuhalten.

Stephan A. Jansen im Gespräch über den Arbeitsplatz von Morgen
Stephan A. Jansen im Gespräch über den Arbeitsplatz von Morgen
Expertenrunde zur Frage „Wir gestalten den Arbeitsplatz von morgen"


Eine Konsequenz aus den Entwicklungen ist eine Betonung der Flexibilität auf allen Ebenen. Zuvorderst Unternehmer stellen das eindeutig fest. Tognum-Vertreter Ingo Metzer sagt: „Auch im Sinne der Eigenbestimmtheit wird Flexibilität im Unternehmen immer mehr gelebt.“ Das trifft laut Metzer vor allem Regelungen, die seit langer Zeit Bestand hätten und nun aufgeweicht würden. Wie Jansen beobachtet auch Metzer einen Wandel im Aufstiegsdenken der Arbeitnehmenden: „Wir erleben, dass das klassische Karrieredenken nicht mehr der Weg ist, der unbedingt begangen werden muss.“ Um langfristige Motivation und Unternehmensbindung zu gewährleisten, will Metzer auf Kreativität und Abwechslung setzen, man müsse die inhaltliche Varianz der Mitarbeiteraufgabe steigern. Und laut Metzer sind Antworten auf diese Fragen gar essentiell für das Überleben von Unternehmen: „Wir entfernen uns von den klassischen Führungsstrukturen und implementieren das Arbeiten in Projekten. Starre Unternehmen werden sich zunehmend auflösen.“

In diesem Rahmen wird auch Organisationen wie Gewerkschaften Wandlungsfähigkeit und Flexibilität abverlangt. Diese müssten versuchen, die Frage nach der Work-Life-Balance neu zu beantworten, sagt Adalbert Ewen, Vorsitzender der Christlichen Gewerkschaft Metall: „Wir sind bereit, das notwendige Maß an Flexibilität aufzubringen, wenn wir verstanden werden.“ Dass es Gewerkschaften nicht mehr braucht, das ist dabei kein Thema, denn Ewen erkennt sogar eine Wiederentdeckung der Werte: „Die Personalität, die Solidarität und die Subsidiarität am Arbeitsplatz sind mehr als zeitgemäß."

Angesichts der Tatsache, dass der Staat mit Beamtenlaufbahn und planbarer Karriere bis zum Ruhestand wenig Flexibilität verspricht, ist für den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Oswald Metzger die Rolle der Politik von fraglicher Bedeutung. „Der Staat ist der Lieblingsarbeitgeber vieler Absolventen“, sagt Metzger, dabei schaffe „die Politik nicht die Arbeitsplätze der Zukunft“. Doch, so Metzger, müsse „der Staat Aufgaben übernehmen, die nicht an die Gesellschaft delegiert werden können.“ Und ein Kernbereich staatlicher Aufgaben ist das Bildungssystem.

Schulen, Universitäten und andere Ausbildungsinstitutionen stehen im Zentrum einer Debatte über den zukünftigen Arbeitnehmer und die Anforderungen, mit denen sich dieser konfrontiert sieht. Dabei werden deren Aufgaben immer breiter gefasst. Ein Beispiel: Im Rahmen einer Bewerbung bei Tognum spielten laut Metzer die Noten im Selektionsprozess zwar eine Rolle, doch liefere die Schule vor allem einen anderen Beitrag für den Lernenden selbst: „Schule und Ausbildung legen einen Grundstein, sind aber ein noch wichtigerer Schritt für die Persönlichkeit. Neugierde und Wissenshunger sind für Unternehmen ein essentieller Faktor.“ Unternehmen haben, folgt man Metzer, jedoch ihre Mitverantwortung vor Augen. Metzer: „Bei Haupt- und Realschülern übernehmen Unternehmen Verantwortung, auch für die Persönlichkeit der Auszubildenden etwas zu tun." Das hat zwar sicher in vielen deutschen Unternehmen Tradition, doch heute steckt zuweilen eine neue Motivation dahinter. „Schließlich ist die Karriere genauso wenig wie der Arbeitsplatz vorgezeichnet“, sagt der Personalexperte und spielt auch hier auf Flexibilität an. 

 
Mediales Echo: Podiumsdiskussion in der Schwäbischen Zeitung


Dabei könnten die Verhältnisse und somit Grundvoraussetzungen für Arbeit von morgen jedoch noch immer besser sein, bemängelt der Politiker Oswald Metzger und appelliert an die Zukunftsverantwortung von Bildungsinstitutionen und Unternehmen: „Die Bildungsarmut der heutigen Zeit muss auf die politische Agenda gesetzt werden.“ Dafür sei auch ein Wandel in der Mentalität notwendig: „In Finnland oder Norwegen hat der Beruf des Grundschullehrers einen solchen sozialen Status, dass die Jahrgangsbesten in das Lehramt gehen: In solchen Ländern springt der Funke auch auf die Schüler über.“


Für das Lernen und Lehren will auch ZU-Präsident Jansen begeistern und dies ins Zentrum stellen. „Eine Universität sollte sich nicht mit einer Zertifikats-Maschine verwechseln“, so Jansen. Dabei ist die durch einen Hochschulabschluss erlangte Sicherheit zum Teil trügerisch: Denn Aufstieg durch Bildung sollte Regel und weit mehr sein als ein Schlagwort, das mit leuchtenden Beispielen versehen wird. „Das ist der einzige Skandal, den wir in Deutschland zu tragen haben. Diese Situation ist international isolierend“, kritisiert Jansen. Eine Lösungsmöglichkeit im Sinne der Flexibilität hat Jansen gleich anzubieten: „Auch Universitäten haben eine gewisse Aufgabe und müssen vielleicht auch Studierende ohne Abitur aufnehmen, anstatt sich immer nur zu beschweren.“


Bilder: Seleneos / photocase.com, Oswald Metzger und Bertram Rusch

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