(Politische) Beeinflussung

Mein Netzwerk und ich

Insbesondere solche Menschen sind hinsichtlich des Wahlverhaltens beeinflussbar, die unentschlossen sind. Wenn Individuen keine eindeutige Position haben, wen sie wählen, dann sind sie besonders offen für Beeinflussung durch andere.

Dr. Nadine Meidert
Akademische Mitarbeiterin | Lehrstuhl für Politische Soziologie
 
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    Zur Person
    Dr. Nadine Meidert

    Dr. Nadine Meidert ist seit September 2015 akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Soziologie an der Zeppelin Universität. Von 2003 bis 2008 studierte sie – mit Auslandsaufenthalten in Belgien und Australien – in Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften. Ebenfalls in Konstanz wurde sie im Jahr 2013 mit der Dissertation „Selektion oder Einfluss? Dynamische Analyse der Wirkungsmechanismen von politischen Einstellungen und Partizipation in studentischen Freundschaftsnetzwerken“ promoviert. Sie ist neben ihrer Tätigkeit an der Zeppelin Universität als Beraterin bei der Durchführung von Evaluations- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten tätig. 

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Unser Netzwerk an (persönlichen) Kontakten beeinflusst uns in unserem Alltag – sei es in Bezug auf Einstellungen oder sogar konkretes Verhalten. An welchen Beispielen kann man solche Veränderungen beobachten?

Dr. Nadine Meidert: Beeinflussung direkt zu beobachten ist schwierig, denn wenn Menschen ihr Verhalten, Eigenschaften oder Einstellungen ändern, kann das auch aus verschiedenen Gründen passieren. Dennoch habe Studien aus verschiedenen Teildisziplinen der Sozialwissenschaften immer wieder Homogenität in sozialen Gruppen festgestellt, das heißt dass Menschen, die in irgendeiner Form miteinander verbunden sind – zum Beispiel freundschaftlich oder beruflich – sich hinsichtlich verschiedener Aspekte ähnlich sind: Sei es, dass Jugendliche einer Clique gerne die gleiche Musik hören und einen ähnlichen Kleidungsstil haben oder Arbeitskolleginnen und -kollegen die Leidenschaft für das gleiche Hobby teilen. Einig sind sich die Wissenschaftler der verschiedenen Disziplinen darin, dass dieses Phänomen nicht nur durch eine Ursache erklärt werden kann.


Homogenität kann entstehen, wenn Personen mit einem gemeinsamen sozialen Kontext die gleichen Erfahrungen teilen und diese sie prägen. Wir können Homogenität auch dann beobachten, wenn Individuen nur solche Personen als Freunde auswählen, die ihnen hinsichtlich bestimmter Aspekte ähnlich sind. In diesem Beispiel handelt es sich um einen Selektionsmechanismus, den man in der wissenschaftlichen Literatur als Homophilie bezeichnet. Oder Homogenität entsteht dann, wenn Personen Verhalten, Eigenschaften oder Einstellungen von anderen annehmen und sich beeinflussen lassen.

Wir umgeben uns meistens mit Menschen, mit denen wir viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Wir sind unseren Freunden in Bezug auf Interessen, Humor, Berufsgruppe oder politische Einstellungen ähnlich. Durch ähnliche Hobbys, aber auch Werte kommt es seltener zu Konflikten und gleichzeitig zu mehr Gesprächsstoff. In Bezug auf Persönlichkeiten können Unterschiede Beziehungen aber auch bereichern. Freundschaften lassen sich sogar genetisch beweisen: Oft stimmt die DNA von Freunden stärker überein als die von Fremden - im Schnitt gibt es eine Übereinstimmung von einem Prozent, was Cousins vierten Grades entspricht.
Wir umgeben uns meistens mit Menschen, mit denen wir viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Wir sind unseren Freunden in Bezug auf Interessen, Humor, Berufsgruppe oder politische Einstellungen ähnlich. Durch ähnliche Hobbys, aber auch Werte kommt es seltener zu Konflikten und gleichzeitig zu mehr Gesprächsstoff. In Bezug auf Persönlichkeiten können Unterschiede Beziehungen aber auch bereichern. Freundschaften lassen sich sogar genetisch beweisen: Oft stimmt die DNA von Freunden stärker überein als die von Fremden - im Schnitt gibt es eine Übereinstimmung von einem Prozent, was Cousins vierten Grades entspricht.

Wenn wir uns eher auf das Feld der Politik begrenzen: Wie können wir dort beeinflusst werden? Kann politische Gesinnung nachhaltig verändert werden?

Meidert: Grundsätzlich gilt: Alle formbaren Merkmale eines Menschen können sich durch Beeinflussung verändern und damit auch politisches Verhalten wie das Wahlverhalten oder politische Einstellungen. Wenn wir wissen wollen, ob politische Gesinnung durch Beeinflussung veränderbar ist, dann müssen wir zunächst fragen, ob die Eigenschaften, die eine politische Gesinnung ausmachen, veränderbar sind. In der politischen Soziologie wird zwischen tief verwurzelten Eigenschaften wie Wertvorstellungen oder Merkmalen, die Teil der Identität oder identitätsbildend sind, einerseits und Meinungen oder Einstellungen anderseits unterschieden. Es wird davon ausgegangen, dass Erstgenannte zwar durchaus veränderbar sind, aber nicht von heute auf morgen, sondern in einem längeren Prozess. Meinungen und Einstellungen zu politischen Themen oder Akteuren hingegen sind auch in einem relativ kurzen Zeitraum veränderbar. Daher ja: Politische Gesinnung kann sich verändern, auch nachhaltig, aber das braucht, wenn es eine tiefe Veränderung ist, seine Zeit.

Wie werden wir beeinflusst?


Meidert: Beeinflussung selbst kann auf verschiedene Weise stattfinden. Einerseits gibt es eine Beeinflussung durch Medien oder das allgemeine soziale Umfeld, in dem man sich bewegt. Anderseits gibt es auch Beeinflussung, die im direkten Gespräch mit anderen passiert. Auch hier gibt es wieder verschiedene Prozesse: Menschen ändern ihre Meinungen, da sie in Gesprächen neue Informationen erhalten und auf Basis dieser ein Update ihrer eigenen Meinungen vornehmen; oder ihre eigene Meinung ist nicht stark ausgeprägt und sie lassen sich von anderen überzeugen; oder sie ändern ihre Meinung beziehungsweise passen diese an, um Konflikte mit anderen zu vermeiden. Welcher dieser Mechanismen zu einer Veränderung führt, hängt schließlich auch stark von der Persönlichkeit der Personen ab.


In diesem ausgeführten Beispiel geht es aber vor allem um die Veränderung von Meinungen und Einstellungen, also ob man zum Beispiel auf kommunalpolitischer Ebene für den Bau eines neuen Rathauses ist oder nicht. Je stärker eine politische Meinung mit einem tief verwurzelten Wert verbunden ist, desto länger dauert in der Regel die Beeinflussung. Ein Beispiel für eine Meinung, die schon deutlich stärker mit Werten aufgeladen ist, ist die Frage, ob in Kantinen verpflichtend ein Veggie-Day eingeführt werden soll.

Sind im Kindesalter Freundschaften schnell geschlossen - und auch wieder aufgekündigt und spielt Vertrauen noch keine ganz so große Rolle, bekommen Freunde und Peer-Groups in der Jugend eine ganz andere Bedeutung zugeschrieben. Um Erwachsen zu werden, orientieren sich Jugendliche an anderen - und oftmals sind Freundschaften in diesem Zeitraum am engsten; insbesondere Mädchen weisen Freundschaften einen noch höheren Stellenwert zu. Loyalität, Vertrauen und eine wechselseitige Beziehung stehen dabei im Vordergrund, Freundinnen fungieren nicht nur als Unterstützung bei Problemen, sondern auch als die Person, gegenüber der man sich offenbaren kann. Im Erwachsenenalter hingegen nimmt diese "Notwendigkeit" wieder ab, Freundschaften werden entspannter und sind weniger von Eifersucht geprägt.
Sind im Kindesalter Freundschaften schnell geschlossen - und auch wieder aufgekündigt und spielt Vertrauen noch keine ganz so große Rolle, bekommen Freunde und Peer-Groups in der Jugend eine ganz andere Bedeutung zugeschrieben. Um Erwachsen zu werden, orientieren sich Jugendliche an anderen - und oftmals sind Freundschaften in diesem Zeitraum am engsten; insbesondere Mädchen weisen Freundschaften einen noch höheren Stellenwert zu. Loyalität, Vertrauen und eine wechselseitige Beziehung stehen dabei im Vordergrund, Freundinnen fungieren nicht nur als Unterstützung bei Problemen, sondern auch als die Person, gegenüber der man sich offenbaren kann. Im Erwachsenenalter hingegen nimmt diese "Notwendigkeit" wieder ab, Freundschaften werden entspannter und sind weniger von Eifersucht geprägt.

Kann sich ein Einfluss sogar auf unser Wahlverhalten auswirken?

Meidert: Es bleibt weiterhin die Frage offen, inwiefern politisches Verhalten wie das Wahlverhalten durch Beeinflussung verändert werden kann. Verschiedene theoretische Überlegungen, die auch schon in vielen Studien Bestätigung gefunden haben, gehen davon aus, dass insbesondere solche Menschen hinsichtlich des Wahlverhaltens beeinflussbar sind, die unentschlossen sind. Wenn Individuen keine eindeutige Position haben, wen sie wählen, dann sind sie besonders offen für Beeinflussung durch andere. Insbesondere lassen sich Menschen dann von anderen beeinflussen, die sie für politisch gut informiert und kompetent halten oder die ähnliche Vorstellungen – auch zu anderen Themen – haben. Getreu dem Motto: Der oder die hat sonst auch die gleichen Interessen wie ich, da werden sich die politischen Meinungen schon nicht so stark unterscheiden – also kann ich ruhigen Gewissens genauso wählen wie diese Person.

Welche Kontakte sind es, die uns am meisten beeinflussen? Unsere Familie, unsere engsten Freunde?

Meidert: Auch hier gilt wieder: Das hängt stark von den Personen und ihrer Persönlichkeit, ihrem Wertebild und ihren bisherigen Erfahrungen ab. Fest steht, dass die frühe Sozialisierung in der Familie unglaublich bedeutend ist, wenn es um die Ausprägung von Wertvorstellungen geht. Wenn man den Begriff Beeinflussung sehr weit versteht und Sozialisierung darunter fasst, dann kann man argumentieren, dass die Familie eine essentielle Rolle spielt. Je nachdem, mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen und Wertvorstellungen Individuen ausgestattet sind, werden sie dann von Freunden, Kollegen und auch den Medien beeinflusst. Um Aussagen dazu machen zu können, wer uns am meisten beeinflusst, ist es wieder sinnvoll, die unterschiedlichen Mechanismen zu betrachten: Bei Beeinflussung unter Freunden wird ohne Zweifel das Bedürfnis nach Harmonie und die Vermeidung von Konflikten eine Rolle spielen. Das heißt dass Menschen mit einer hohen Konfliktscheue sich möglicherweise sehr stark von Freunden beeinflussen lassen.

Mit all unseren Freunden (und Bekannten) bilden wir ein Beziehungsnetzwerk. War dieses in der Vergangenheit meist eher überschaubar und bestand aus Schlüsselpersonen, zu denen regelmäßiger Kontakt gehalten wurde, sind Verbindungen, Netzwerke und ein (möglicher) ständiger Kontakt zu über den Globus verteilten Menschen heute keine Seltenheit mehr. Gerade in Zeiten von sozialen Medien scheint es möglich, eine nahezu unendliche Zahl von Freundschaften zu pflegen - im Schnitt verfügen junge Facebook-Nutzer über 650 "Freunde". US-amerikanische Soziologen haben demgegenüber allerdings herausgefunden, dass wir heute nicht mehr enge Freundschaften haben als in der Vergangenheit - und was zählt, ist die Qualität und nicht die Quantität der Freundschaften.
Mit all unseren Freunden (und Bekannten) bilden wir ein Beziehungsnetzwerk. War dieses in der Vergangenheit meist eher überschaubar und bestand aus Schlüsselpersonen, zu denen regelmäßiger Kontakt gehalten wurde, sind Verbindungen, Netzwerke und ein (möglicher) ständiger Kontakt zu über den Globus verteilten Menschen heute keine Seltenheit mehr. Gerade in Zeiten von sozialen Medien scheint es möglich, eine nahezu unendliche Zahl von Freundschaften zu pflegen - im Schnitt verfügen junge Facebook-Nutzer über 650 "Freunde". US-amerikanische Soziologen haben demgegenüber allerdings herausgefunden, dass wir heute nicht mehr enge Freundschaften haben als in der Vergangenheit - und was zählt, ist die Qualität und nicht die Quantität der Freundschaften.

Während früher vor allem Kontakte im „echten“ Leben eine Rolle gespielt haben, verschiebt sich das Kontaktverhalten vieler junger Menschen in soziale Netzwerke. Wie verändern sich dadurch unsere Netzwerke und die Effekte der Interaktion?

Meidert: Das sind Fragen, wozu die Wissenschaft noch keine adäquate Antwort geben kann, aber das sind Fragen, die Gegenstand vieler aktueller Forschungsprojekte sind. Einig ist man sich, dass durch soziale Medien und Netzwerke die Kommunikation einerseits schneller, anderseits aber auch komplexer geworden ist. Ob sich per se dadurch alles verändert, kann man meines Erachtens so nicht sagen. Ich finde die Frage spannender, inwiefern die vielen neuen Phänomene schon bekannten Beobachtungen ähneln. Ein Beispiel: In vielen Studien, die teilweise bis in die 1950er-Jahre zurückgehen, konnte der Effekt der bereits vorhin erwähnten Homophilie gezeigt werden. Das heißt gleich und gleich gesellt sich gern und man sucht sich Freunde danach aus, dass sie einem ähnlich sind. Wenn man in einem schon recht homogenen Netzwerk mit anderen kommuniziert, dann muss man sich gegenseitig gar nicht so stark beeinflussen, da schon eine gewisse Grundähnlichkeit da ist. Das fand früher im realen Leben und das findet auch heute auf Facbeook statt, wenn Menschen sich dort zu einer Gruppe zusammenschließen. Der Grundmechanismus ist der gleiche, nur dass es in den sozialen Netzwerken viel schneller geht und auch komplexer ist, weil es sich nun nicht mehr um fünf Personen, sondern 5.000 handelt. Ich glaube, dass sich sehr viele solcher Analogien ziehen lassen.

Kann sozialer Druck leichter durch soziale Netzwerke entstehen?

Meidert: Wenn man sich die Selfie-Kultur, das Posten der tollsten Erlebnisse auf Instagram und Facebook anschaut, kann man das zunächst vermuten. Auch Studien mit Jugendlichen zeigen, dass diese einen hohen Erwartungsdruck spüren, im Netz mithalten zu müssen. Der soziale Druck steigt vor allem durch die schon vorhin erwähnte höhere Geschwindigkeit und Komplexität. Sehr schnell werden Informationen im ganzen Freundeskreis verteilt und damit tritt man sehr schnell in einen direkten Wettstreit mit anderen. Ein Gegenargument wäre aber, dass im Internet die Anonymität sehr viel höher ist. Sozialen Druck können vor allem Menschen aufbauen, die jemanden etwas bedeuten und mit denen man in regelmäßiger Interaktion steht. Das ist bei Internetbekanntschaften nicht immer der Fall. Daher: Es ist in der Regel davon auszugehen, dass der soziale Druck steigt, aber es kommt auf die Persönlichkeit an, ob man besonders anfällig für diese Form von sozialen Druck ist.

Ständig erreichbar für Freunde zu sein, immer im Gespräch zu bleiben, auf Fragen und Probleme direkt zu reagieren - soziale Netzwerke dienen nicht nur dazu, alle Freunde im Blick behalten zu können, sondern auch der dauerhaften Kommunikation und Verbindung (enger) Freundschaften. Soziale Netzwerke sind ein wichtiger Ort des Sozializings mit der eigenen Peer-Group geworden: Verabredungen werden geschlossen, man tauscht sich aus, kommentiert - seien es Bilder auf Instagram oder Snapchat, der neueste Tratsch oder der Schwarm. Dadurch können Freundschaften auch enger werden, wenn ein ehrlicher Austausch über Ängste, Wünsche und Erlebnisse stattfindet, quasi eine zweite Familie gebildet wird. Eines ersetzen kann aber auch dieser Austausch nicht: Das Zusammenkommen im wahren Leben, face-to-face.
Ständig erreichbar für Freunde zu sein, immer im Gespräch zu bleiben, auf Fragen und Probleme direkt zu reagieren - soziale Netzwerke dienen nicht nur dazu, alle Freunde im Blick behalten zu können, sondern auch der dauerhaften Kommunikation und Verbindung (enger) Freundschaften. Soziale Netzwerke sind ein wichtiger Ort des Sozializings mit der eigenen Peer-Group geworden: Verabredungen werden geschlossen, man tauscht sich aus, kommentiert - seien es Bilder auf Instagram oder Snapchat, der neueste Tratsch oder der Schwarm. Dadurch können Freundschaften auch enger werden, wenn ein ehrlicher Austausch über Ängste, Wünsche und Erlebnisse stattfindet, quasi eine zweite Familie gebildet wird. Eines ersetzen kann aber auch dieser Austausch nicht: Das Zusammenkommen im wahren Leben, face-to-face.

Leben wir in sozialen Netzwerken in einer größeren „Filterbubble“ als im „echten“ Leben bzeziehungsweise im Vergleich zu früher?


Meidert: Wahrscheinlich ja. Wobei es nicht so ist, dass die Menschen früher nicht auch in einer solchen Blase gelebt hätten. Menschen hatten auch schon früher die Tendenz, sich Freunde so auszusuchen, dass sie zu einem passen, oder in eine Nachbarschaft zu ziehen, wo man sich wohlfühlt. Durch die sozialen Netzwerke sind diese Prozesse nur einfach noch schneller geworden. Ein Umzug in eine neue Nachbarschaft ist einfach doch etwas aufwendiger als das Beitreten zu einer Gruppe auf Facebook.

Wenn wir den Einfluss unseres Netzwerkes im Vergleich zu Micro-Targeting und Werbung setzen – wie unterschiedlich fallen die Effekte aus?

Meidert: Das kann man so nicht beantworten, denn dafür müssten wir ja letztlich diese einzelnen Effekte und Mechanismen voneinander trennen, filtern und dann bewerten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass mehrere Mechanismen für die Veränderungen von Meinungen und Verhalten verantwortlich sind und diese Mechanismen sich auch gegenseitig bedingen und verstärken können. Micro-Targeting setzt eben genau auch hier an und nutzt dieses Wissen, es zielt ja vor allem darauf ab, Personen, die schon eine bestimmte Grundhaltung oder Tendenz zu etwas haben, dann noch genau die Information in einer auf sie zugeschnittenen Art zu geben, dass sie auch wirklich überzeugt werden.

Titelbild:

| byung chul kim / flickr.com (CC BY-ND 2.0) , Link


Bilder im Text:

| Unsplash / pexels.com (CC 0), Link

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| Jurgen Appelo / flickr.com (CC BY 2.0), Link

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Redaktionelle Umsetzung: Alina Zimmermann

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