SmallTalk mit Cornelius Vogt

Weltraum außer Kontrolle?

Beachtet werden muss, dass die Währung des Weltraums nicht Geld, sondern Technologieführerschaft ist und Deutschland hier noch Potenziale zur Verbesserung hat.

Cornelius Vogt
Projektleiter | Airbus
 
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Wie würden sie aussehen? Wären es kleine Aliens mit Laserschwertern? Oder vielleicht doch große Außerirdische, die ihr Territorium im Universum verteidigen? Oder unser Territorium? In der Mitte des vergangenen Jahres sprach Donald Trump von einer Weltraumarmee. Die ganze Welt hörte zu und schüttelte wie so oft bei Trumps Aussagen nur den Kopf. Ganz so abwegig ist die Idee der Verteidigung des Weltraums allerdings nicht, lässt Airbus-Projektleiter Cornelius Vogt beim SmallTalk des Club of International Politics zum Thema „Herausforderungen deutscher Weltraumsicherheitspolitik“ erkennen.


Dass die Entwicklungen im Weltraum die Grundlage für heutige Selbstverständlichkeiten wie beispielsweise Navigation, Klimaüberwachung und Meteorologie sind, ist den meisten klar. Der Weltraum kann aber noch viel mehr: Er dient beispielsweise der zivilen Krisenüberwachung, der Satellitenkommunikation oder der Rüstungskontrolle. Ist das ein Grund genug, die Sicherheitspolitik auch auf den Weltraum auszudehnen?


So viel ist vorwegzunehmen: „Deutschland reagiert auf bestehende Entwicklungen, gehört aber nicht zu den großen Weltraummächten“, ist sich Vogt sicher, der auch schon bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin gearbeitet hat. Amerikas öffentliche Raumfahrtausgaben seien beispielsweise rund 25 Mal höher als die deutschen. Wieso die USA eine so dominante Rolle inne hat? „Naja, weil sie es wollen. Und weil sie es können“, bringt es Vogt auf den Punkt. Es gehöre einfach zur amerikanischen Kultur dazu – und natürlich sei dabei auch die politische Macht Amerikas ein Katalysator.

Die zivile und militärische Nutzung des Weltraums nimmt in stetigem Maße zu, und für viele Anwendungsbereiche wie Navigation, Kommunikation, weltweite Finanztransaktion, Wettervorhersagen, Klimamodelle, Präzisionslandwirtschaft ist eine weltraumgestützte Infrastruktur unerlässlich. Welche Rolle Deutschland auf der internationalen Bühne der Weltraumsicherheitspolitik spielt und wie groß die Abhängigkeit Deutschlands von dessen ziviler und militärischer Nutzung ist, diskutierte Airbus-Experte Cornelius Vogt auf Einladung des Club of International Politics e.V. an der Zeppelin Universität.
Die zivile und militärische Nutzung des Weltraums nimmt in stetigem Maße zu, und für viele Anwendungsbereiche wie Navigation, Kommunikation, weltweite Finanztransaktion, Wettervorhersagen, Klimamodelle, Präzisionslandwirtschaft ist eine weltraumgestützte Infrastruktur unerlässlich. Welche Rolle Deutschland auf der internationalen Bühne der Weltraumsicherheitspolitik spielt und wie groß die Abhängigkeit Deutschlands von dessen ziviler und militärischer Nutzung ist, diskutierte Airbus-Experte Cornelius Vogt auf Einladung des Club of International Politics e.V. an der Zeppelin Universität.

Wenn es um politische Machtverhältnisse geht, liegt es nahe, zu hinterfragen, ob auch militärische Aktionen im Weltraum eine Rolle spielen. „Satelliten können selbstverständlich auch für zielgerichtete Waffen genutzt werden“, räumt Vogt ein. Nicht nur Länder wie die USA, Russland und China, sondern auch Deutschland besitzt militärisch genutzte Satelliten. Die Bundeswehr verwendet zwar keine Weltraumwaffen, doch für die Nachrichtengewinnung sei der Weltraum eine wertgeschätzte Unterstützung. Er ist eben ein Dual-Use-Produkt und dient sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken.


Doch der Weltraum dient nicht nur der Verteidigung der Sicherheit, er selbst kann auch ein Ort für Gefahren sein: So muss man natürliche Bedrohungen wie Weltraumwetter, Sonnenwind und kosmische Strahlung bedenken. Aber auch menschengemachte Gefahren fallen ins Gewicht: Sogenanntes Jamming beschreibt die Störung von Datenlinks, und durch das Tracking von Satelliten können Angriffe auf diese verübt werden – und nicht zu vergessen: die Bedrohungen, die von umherfliegendem Weltraumschrott verursacht wird. Auch wenn der Weltraum so realitätsfern scheint, ist er ein Ort, über den wir uns Gedanken machen und den wir verteidigen sollten.


Nun stellt sich die Frage: Wird Deutschlands Sicherheit auch im Weltraum verteidigt? Dies sei nicht eindeutig zu beantworten, gibt der Referent zu bedenken. Einerseits würden uns einfach die Instrumente dazu fehlen und es gehe vornehmlich darum, die Technologie nicht unbedingt zu besitzen, sondern erst einmal zu verstehen. Andererseits werden gewisse Schutzmaßnahmen ergriffen, um unsere Sicherheit mithilfe des Weltraums zu verteidigen. Auch die Europäische Union habe ambitionierte Pläne, werde aber mit Vorbehalten von Mitgliedstaaten konfrontiert. Im Allgemeinen muss beachtet werden, dass die Währung des Weltraums nicht Geld, sondern Technologieführerschaft sei und Deutschland hier noch Potenziale zur Verbesserung hat.

In Zukunft sollen also vor allem technologische Vorsprünge gesichert und ein eigener Zugang zu den Technologien geschafft werden – beziehungsweise: Der Zugang zu den neuen Technologien soll anderen Staaten erschwert werden. Wissenschaftliches und industrielles Know-how müsse unterstützt und geschützt werden. Es gilt, sicherzustellen, dass Satellitenbilder nicht in die Hände falscher Akteure gelangen. Und es müssten nach Meinung des Experten verbindliche Regeln für einen sicheren Betrieb etabliert werden, um neue Akteure zur Verantwortungsübernahme zu zwingen.


Wie genau die Zukunft der deutschen oder europäischen Weltraumsicherheitspolitik aussehen wird, wissen wir im Detail noch nicht. Klar ist aber, dass es nicht um mit Laserschwertern ausgestattete Aliens handelt, die uns – die Bürger dieser Erde – im Weltraum verteidigen.

Titelbild: 

| Saksham Gangwar / Unsplash.com (CC0 Public Domain) | Link


Bild im Text: 

| Moritz Böcker / Zeppelin Universität (alle Rechte vorbehalten)


Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm

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