Transkulturalität

Gemeinsam Neues erarbeiten

Nach dem transkulturellen Ansatz wird die kulturelle Vielfalt zwar zur Kenntnis genommen, sie wird jedoch nicht bewertet, und es wird auch nicht angestrebt, sie zu überwinden. Wir konzentrieren uns darauf, wie in realen Kooperationen lokale Gemeinsamkeiten als etwas Neues, Drittes erarbeitet werden können.

Dr. Julika Baumann Montecinos
Leiterin Forschungsgruppe „Transcultural Competence“ und Projektmanagerin „Transcultural Caravan“ am Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ
 
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    Zur Person
    Dr. Julika Baumann Montecinos

    Dr. Julika Baumann Montecinos ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Institutional Economics – Organizational Governance, Integrity Management & Transcultural Leadership am Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ. Sie leitet die Forschungsgruppe „Transkulturelle Kompetenz“ und ist Projektmanagerin der „Transcultural Caravan“, einer Plattform für globalen Austausch und für Lehr-, Forschungs- und Veranstaltungsformate zu den Erfolgsbedingungen transkultureller Führung. Nach ihrem Studium der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Universität Passau war sie für mehrere Jahre in der Automobilbranche tätig, bevor sie 2014 an die Zeppelin Universität wechselte. In ihrer Promotion an der Universität Hohenheim beschäftigte sie sich mit transkulturellen Aspekten einer Ökonomie der Kooperation und veröffentlichte ihre Dissertationsschrift unter dem Titel „Moralkapital und wirtschaftliche Performance. Informelle Institutionen, Kooperation, Transkulturalität“ im Verlag Springer Gabler. 

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    Factbox
    Zum Weiterlesen: Transcultural Leadership and Transcultural Competence

    Das Konzept der Transkulturellen Führung gewinnt bei Wissenschaftlern sowie in der Praxis zunehmend an Bedeutung. Im Kontext der komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, mit denen wir in der heutigen Welt konfrontiert sind, erfordert das Management der Beziehungen zwischen verschiedenen Perspektiven und die Ermöglichung der erforderlichen Lernprozesse Kompetenzen, die über traditionelle Führungskonzepte hinausgehen. Effektive transkulturelle Führung bedeutet, auf die Herausforderungen der Globalisierung und globalen Wertschöpfung zu reagieren – und die Potenziale der interkulturellen Zusammenarbeit geschickt zu nutzen.

    Vor diesem Hintergrund stellt das Buch den aktuellen Forschungsstand zum Konzept der Transkulturellen Führung und die entsprechenden Kompetenzmodelle dar. Es kombiniert innovative theoretische und konzeptionelle Ansätze mit aktuellen empirischen Analysen und bietet damit eine solide Grundlage für Überlegungen darüber, was es bedeutet, in der heutigen und zukünftigen globalisierten Welt erfolgreich zu führen. 

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Was genau ist unter Transkulturalität zu verstehen?

Dr. Julika Baumann Montecinos: Unter Transkulturalität verstehen wir Kooperation über kulturelle Grenzen hinweg, die die Beteiligten miteinander in Beziehung setzt und eine transaktionsbezogene Entstehung von Gemeinschaft zur Folge hat. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf bestehende Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen, sondern insbesondere auch auf neue Gemeinsamkeiten, die über geteilte praktische Erfahrungen und die damit einhergehenden Lernprozesse entwickelt werden können. Das Präfix „trans“ steht für etwas Verbindendes, fürs Brückenbauen, und so verstehen wir auch dieses Konzept, das Teil des von Professor Josef Wieland begründeten und geleiteten Forschungsprogramms der Relationalen Ökonomie ist.


Was unterscheidet Ihr Konzept von bestehenden Ansätzen wie dem der Interkulturalität?

Baumann Montecinos: Vertreter eines interkulturellen Ansatzes stellen Fragen des Umgangs mit Differenz ins Zentrum ihrer Überlegungen, indem sie die Unterschiede und damit die Konflikthaftigkeit zwischen verschiedenen Kulturen betonen. Entsprechend konzentrieren sie sich auf Konfliktlösungsstrategien wie den Aufbau von Wissen, Verständnis und Toleranz, um möglichst friktionsfrei mit Menschen anderer Kulturen interagieren zu können. Nach dem transkulturellen Ansatz wird die kulturelle Vielfalt zwar ebenfalls zur Kenntnis genommen, sie wird jedoch nicht bewertet, und es wird auch nicht angestrebt, sie zu überwinden. Wir konzentrieren uns darauf, wie in realen Kooperationen lokale Gemeinsamkeiten als etwas Neues, Drittes erarbeitet werden können. Der interkulturelle Ansatz argumentiert identitätstheoretisch, während sich Transkulturalität mit den Erfolgsbedingungen von Kooperation beschäftigt und konkrete Transaktionen zum Ausgangspunkt nimmt.

Insgesamt acht junge Forscher waren im September 2018 bei einer Forschungsreise nach Uganda als Teil der Transcultural Student Research Group dabei, die vom Leadership Excellence Institute Zeppelin initiiert und von LEIZ-Wissenschaftler Dominik Fischer geleitet wurde. Ziel des Forschungsprojekts war es, die Arbeit der Hope Development Initiative (HDI) aus Forschungssicht zu dokumentieren. Die HDI ist ein Social Entrepreneurship-Unternehmen, das die Lebenssituation von Frauen im Amolatar District in Uganda durch Reisanbau zu verbessern versucht. Alle Teilnehmer berichteten von außergewöhnlichen Erfahrungen und umfangreichen Möglichkeiten, Forschungsdaten zu sammeln. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wurden die Ergebnisse ausgewertet und in Forschungsberichte gegossen. Im November 2019 erscheint ein Buch mit den Ergebnissen dieses Projekts.
Insgesamt acht junge Forscher waren im September 2018 bei einer Forschungsreise nach Uganda als Teil der Transcultural Student Research Group dabei, die vom Leadership Excellence Institute Zeppelin initiiert und von LEIZ-Wissenschaftler Dominik Fischer geleitet wurde. Ziel des Forschungsprojekts war es, die Arbeit der Hope Development Initiative (HDI) aus Forschungssicht zu dokumentieren. Die HDI ist ein Social Entrepreneurship-Unternehmen, das die Lebenssituation von Frauen im Amolatar District in Uganda durch Reisanbau zu verbessern versucht. Alle Teilnehmer berichteten von außergewöhnlichen Erfahrungen und umfangreichen Möglichkeiten, Forschungsdaten zu sammeln. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wurden die Ergebnisse ausgewertet und in Forschungsberichte gegossen. Im November 2019 erscheint ein Buch mit den Ergebnissen dieses Projekts.

Warum scheint das Konzept der Transkulturalität im 21. Jahrhundert wichtiger denn je?

Baumann Montecinos: In Zeiten der Globalisierung kann Zusammenarbeit zum wechselseitigen Vorteil nur gelingen, wenn Menschen in der Lage sind, wirklich zu kooperieren. Mit unserem Verständnis von Kooperation ist der Anspruch gemeint, in konkreten Transaktionen eine Gemeinschaft zu bilden, sich auf Augenhöhe zu begegnen und auf gemeinsame Lernprozesse einzulassen. Wir haben den Eindruck, dass dieser Anspruch den Realitäten der meisten Organisationen in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gerecht wird: Wertschöpfungsketten spannen sich über den ganzen Erdball, Themen und Projekte beschäftigen Menschen verschiedener Kulturen, Teams müssen in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr in einem Büro sitzen – in solchen Kontexten kann transkulturelle Kompetenz nach unserer Auffassung ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor sein.


Das heißt, immer wenn ich mit Menschen aus anderen Ländern zu tun habe, kann ich den transkulturellen Ansatz einsetzen?

Baumann Montecinos: Nicht nur dann. Die Vielfalt an Nationalkulturen ist sicherlich ein offensichtlicher Zugang zu dieser Thematik, sie ist aber nicht der einzige. Die Realität ist weitaus komplexer: Neben unterschiedlichen Nationalkulturen beobachten wir ja auch eine große Vielfalt an regionalen Kulturen, Branchenkulturen, Berufskulturen, Unternehmenskulturen, aber auch an Kulturen unterschiedlicher Generationen und Geschlechter, um einige Beispiele zu nennen. Auch das ist ein Grund, warum wir den interkulturellen Ansatz mit seinem identitätstheoretischen Postulat statischer Kulturzugehörigkeit für unzureichend halten. Der transkulturelle Ansatz erlaubt es uns, die reale Komplexität kultureller Vielfalt auf konkrete Kooperationserfahrungen herunterzubrechen.

Zum Weiterlesen: Transcultural Leadership and Transcultural Competence


Wie ist die Idee entstanden, sich forschend mit Fragen der Transkulturalität auseinanderzusetzen?

Baumann Montecinos: Dieser Forschungsbereich entwickelt sich bereits seit vielen Jahren als Teil der Arbeit an der Theorie der Relationalen Ökonomie von Josef Wieland und hat sich als eines der Schwerpunktthemen am Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ etabliert. Die Vision, interdisziplinäre Forschung zu Fragen der Führung und Governance in Zeiten globaler Wertschöpfung zu betreiben, und damit Impulse für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu geben, das waren Gründe, die Herrn Wieland dazu bewogen haben, diesen Forschungsschwerpunkt zu begründen und Formate wie die Transcultural Caravan und den Transcultural Leadership Summit ins Leben zu rufen.


Was steckt hinter den Formaten Trancultural Caravan und Transcultural Leadership Summit?

Baumann Montecinos: Die Transcultural Caravan ist eine Plattform, die Studierende, Forscher und Praxisvertreter aus aller Welt zusammenbringt und beim Austausch sowie der weiteren Entwicklung und Vernetzung ihrer Ideen zu globalen Themen unterstützt. Als Website bietet sie mit Projektpräsentationen und -ausschreibungen, Themenbeiträgen, Veranstaltungshinweisen, einem Blog sowie einem Lab eine lebendige Arena, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und Interessenten einlädt, sich aktiv einzubringen und Mitglied des Transcultural Knowledge Pools zu werden. ZU-Studierende, Studierende anderer Universitäten, Wissenschaftler und Praxisvertreter erhalten so die Möglichkeit, sich an der Auseinandersetzung mit Forschungsfragen in globalen Kontexten und im Rahmen transkultureller Forschungsgruppen zu beteiligen.


Neben diesen Forschungsgruppen ist der Transcultural Leadership Summit eines der größten Projekte der Transcultural Caravan. Es handelt sich dabei um eine jährlich stattfindende Konferenz, bei der Fragen transkultureller Führung mit internationalen Experten aus Wissenschaft und Praxis in Keynotes, Workshops und Podiumsformaten diskutiert werden, jeweils mit einem neuen regionalen oder länderspezifischen Fokus. So brachten die bisherigen Summits hochrangige Gäste aus China (2016), Subsahara-Afrika (2017) und Brasilien (2018) an unsere Universität und in den direkten Austausch mit unseren Studierenden, Alumni und Praxispartnern. Im November 2019 wird der Fokus des vierten Transcultural Leadership Summit auf Europa liegen.


Das Besondere an dem Format des Transcultural Leadership Summit besteht neben der inhaltlichen Dimension darin, dass die Konferenz von einer Gruppe ZU-Studierender unter Anleitung des LEIZ organisiert und durchgeführt wird – damit wird dieses Format zu einem Baustein des ganzheitlichen Lehrkonzepts, das wir Global Studies Projects nennen und das die Arbeit an dem Thema Transkulturalität zu einem Dreiklang aus Forschung, Lehre und Vernetzung werden lässt.

Die Transcultural Student Research Group 2019 behandelt insgesamt vier Fallstudien in Brasilien: Eine der Forschungsreisen bestand darin, sich auf einem Hausboot im Amazonasgebiet mit den Führungsimplikationen nachhaltiger Entwicklung zu beschäftigen. In gemischten Kleingruppen aus brasilianischen und deutschen Studierenden arbeiteten die Teilnehmer an ihren gemeinsamen Forschungsfragen. Wenig überrascht da das Fazit von ZU-Wissenschaftlerin Baumann Montecinos: „Es war eine großartige transkulturelle Erfahrung zu beobachten, dass wir uns innerhalb der deutsch-brasilianischen Forschungsgruppe sehr ähnlich waren und hervorragend zusammengearbeitet haben. Alle Teilnehmer teilten das gemeinsame Ziel, sich mit verschiedenen Perspektiven auf nachhaltige Entwicklung auseinanderzusetzen." Während der Reise hatte die Transcultural Student Research Group nicht nur die Möglichkeit, die Schönheit der Amazonasregion zu erleben, sondern auch mehr über die Bedrohungen zu erfahren, denen diese Region ausgesetzt ist.
Die Transcultural Student Research Group 2019 behandelt insgesamt vier Fallstudien in Brasilien: Eine der Forschungsreisen bestand darin, sich auf einem Hausboot im Amazonasgebiet mit den Führungsimplikationen nachhaltiger Entwicklung zu beschäftigen. In gemischten Kleingruppen aus brasilianischen und deutschen Studierenden arbeiteten die Teilnehmer an ihren gemeinsamen Forschungsfragen. Wenig überrascht da das Fazit von ZU-Wissenschaftlerin Baumann Montecinos: „Es war eine großartige transkulturelle Erfahrung zu beobachten, dass wir uns innerhalb der deutsch-brasilianischen Forschungsgruppe sehr ähnlich waren und hervorragend zusammengearbeitet haben. Alle Teilnehmer teilten das gemeinsame Ziel, sich mit verschiedenen Perspektiven auf nachhaltige Entwicklung auseinanderzusetzen." Während der Reise hatte die Transcultural Student Research Group nicht nur die Möglichkeit, die Schönheit der Amazonasregion zu erleben, sondern auch mehr über die Bedrohungen zu erfahren, denen diese Region ausgesetzt ist.

Im Rahmen einer transkulturellen Forschungsreise bietet sich sogar Studierenden die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte zu realisieren: Wie überzeugt und überrascht sind Sie davon?

Baumann Montecinos: Sehr überzeugt, und gleichzeitig sehr dankbar, wie erfolgreich sich dieses Format der Transcultural Student Research Groups entwickelt und wie viel Unterstützung und Zuspruch es erfährt. Neben der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Projektpartnern und der großzügigen finanziellen Unterstützung durch Förderpartner sind es vor allem die betreuenden Kollegen und die Studierenden selbst, die dieses Forschungsformat zu dem machen, was es ist: ein interdisziplinäres, transkulturelles Experiment.


Dass wir bei unserer aktuellen Brasilien-Forschungsgruppe sogar vier Teilprojekte mit insgesamt zwanzig ZU-Teilnehmenden realisieren können, ist eine Steigerung zu den Vorjahren, über die wir uns sehr freuen. Bei einem Symposium im November werden die deutsch-brasilianischen Gruppen dann auch ihre ersten Ergebnisse präsentieren. Gleichzeitig wird es in diesem Monat zum ersten Mal die Transcultural Winter School geben, die Teil des Forschungsprojekts ist und zu der wir unsere brasilianischen Projektpartner sowie sechs brasilianische Studierende hier in Friedrichshafen begrüßen dürfen. Für die nächsten Jahre planen wir, das Format weiter zu öffnen und junge Forscher aus mehr als zwei Ländern zusammenzubringen. Wie uns das gelingt, davon lassen wir uns gerne überraschen.


Nach welchen Kriterien wählen Sie die Regionen und die Projektpartner aus?

Baumann Montecinos: Die Forschungsgruppen bilden sich immer im Anschluss an den Transcultural Leadership Summit. Auf den Summit 2016 zu China folgend fand sich die erste Forschungsgruppe zu der Frage „Transculturality or Hybridity? The Case of Hong Kong“ zusammen und erforschte dieses Thema aus den Perspektiven von Politik, Wirtschaft, Kunst, Medien, Migration und Verhaltensethik. Den Impuls zu dieser Themenstellung gab ein Studierender aus Hong Kong, der beim Summit zu Gast war und diese Frage aus dem Publikum stellte. Im Anschluss an den Summit 2017 zu Subsahara-Afrika wurde ein Projekt unter dem Titel „Transculturality and Community. A Case Study on the Hope Development Initiative in Uganda” durchgeführt. Die Gründerin dieser Initiative hatte eine Rede auf dem Summit gehalten und konnte dann als Projektpartnerin für die Forschungsgruppe gewonnen werden. Ähnlich gestaltete sich die Bildung der aktuellen Forschungsgruppe zu „Relational Leadership. Case Studies from Brazil“. Insgesamt vier Organisationen (FGV São Paulo School of Business Administration, Insolar, SAP Labs Latin America, Transparency International Brazil), deren Vertreter als Experten auf dem Summit 2018 zu Brasilien waren, sind nun unsere Partner für die vier Teilprojekte.

Der jährliche Transcultural Leadership Summit widmete sich etwa 2017 unter dem Motto „Learning about Sub-Saharan Africa“ dem afrikanischen Kontinent. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit den Zukunftsmärkten Subsahara-Afrikas. Diese Region bietet mit ihren dynamischen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten und Anwendungsfelder für transkulturelle Führungsverantwortung. Zu den Diskutanten und Rednern gehörten neben ZU-Professor Josef Wieland, der in das Konzept der Transkulturalität und seine Bedeutung vor dem Hintergrund globaler Wertschöpfung einführte, auch Christoph Kannengießer vom Afrika Verein der deutschen Wirtschaft, der über wirtschaftliche Kooperationspotenziale sprach, Bunmi Banjo von Google, Dr. Agnes Atim Apea von der HDI in Uganda sowie Professor Derick de Jongh von der Universität Pretoria und Professor Stephen Adei von der Ashesi University in Ghana, die über die Ausbildung von zukünftigen Führungskräften diskutierten.
Der jährliche Transcultural Leadership Summit widmete sich etwa 2017 unter dem Motto „Learning about Sub-Saharan Africa“ dem afrikanischen Kontinent. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit den Zukunftsmärkten Subsahara-Afrikas. Diese Region bietet mit ihren dynamischen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten und Anwendungsfelder für transkulturelle Führungsverantwortung. Zu den Diskutanten und Rednern gehörten neben ZU-Professor Josef Wieland, der in das Konzept der Transkulturalität und seine Bedeutung vor dem Hintergrund globaler Wertschöpfung einführte, auch Christoph Kannengießer vom Afrika Verein der deutschen Wirtschaft, der über wirtschaftliche Kooperationspotenziale sprach, Bunmi Banjo von Google, Dr. Agnes Atim Apea von der HDI in Uganda sowie Professor Derick de Jongh von der Universität Pretoria und Professor Stephen Adei von der Ashesi University in Ghana, die über die Ausbildung von zukünftigen Führungskräften diskutierten.

Und wie verläuft so eine Forschungsreise?

Baumann Montecinos: Unsere Studierenden schreiben zu diesem Projekt in den meisten Fällen ihre Bachelor-, Master- oder Humboldt-Thesis, entsprechend bereiten sie sich gemeinsam mit ihren Betreuern auf die Reise und auf ihre spezifische Fragestellung vor. Vor Ort geht es dann darum, einer transkulturellen Herangehensweise zu folgen, also möglichst aufmerksam und mit einer nicht-normativen Haltung zu beobachten und zu dokumentieren. Wichtig ist uns dabei, dass die Studierenden erkennen, dass die Experten für ihre Fragestellungen die Menschen vor Ort sind und dass sie durch den Austausch mit ihnen zu neuen Erkenntnissen gelangen können. Deshalb ist es für diese Methode entscheidend, lokale Organisationen und vor allem Studierende aus den jeweiligen Ländern einzubinden.


Dies ist zum Beispiel bei einem Symposium an der Makerere University gelungen, bei dem unsere Studierenden ihre Fragen vorgestellt und in Kleingruppen mit ugandischen Studierenden diskutiert haben. Bei dem Brasilien-Projekt konnten wir Tandems oder Trios bilden, das heißt je ein deutscher und ein oder zwei brasilianische Studierende bearbeiten eine Themenstellung und verfassen dazu einen gemeinsamen Text, der dann in unserem Buch erscheint.


Veröffentlichen Sie auch Publikationen mit den Ergebnissen der studentischen Forschungsarbeiten?

Baumann Montecinos: Ja, zu jeder der Gruppen erscheint ein Band in der von Josef Wieland herausgegebenen Buchreihe „Transcultural Management Series“. Darin finden sich Beiträge unserer jungen Forscher mit ihren jeweiligen Fachperspektiven, aber auch Beiträge aus dem jeweiligen Partnerland. So setzt sich aus den Kapiteln des Buchs die Antwort auf die gemeinsame Forschungsfrage wie ein Mosaik zusammen. Im Idealfall werden sogar die einzelnen Kapitel in Co-Autorenschaft innerhalb der Tandems oder Trios geschrieben – das kommt dann unserer Idee von Transkulturalität schon ziemlich nahe.


Können Sie an wenigen Beispielen erläutern, woran Studierende wie Wissenschaftler aktuell forschen?

Baumann Montecinos: Dass die aktuelle studentische Forschungsgruppe sich mit der Untersuchung von relationaler Führung anhand von Fallbeispielen aus Brasilien beschäftigt, das habe ich bereits erläutert, deshalb möchte ich hier kurz auf die Forschungsgruppe „Transkulturelle Kompetenz“ zu sprechen kommen, die wir am LEIZ eingerichtet haben und die aus drei Doktoranden, Herrn Wieland und mir selbst besteht. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, ein umfassendes Konzept von transkultureller Kompetenz zu erarbeiten, in seinen Anwendungsvoraussetzungen zu untersuchen und dabei sowohl die individuelle als auch die organisationale Perspektive zu beleuchten. Für 2020 ist zu diesem Thema eine Fachkonferenz an der ZU geplant, zu der wir namhafte Experten zu diesem Forschungsgebiet einladen möchten. Es bleibt also spannend und wir freuen uns darauf zu erleben, wo die transkulturelle Karawane uns weiter hinführt.

Weiterführende Informationen und Quellen finden Sie in den folgenden Texten: 


| Wieland, J. / Baumann Montecinos, J. (2019): University Education in Transcultural Competence. The Example of the Global Studies Projects at Zeppelin University, in: Wieland, J. / Baumann Montecinos. J. (Hrsg.): Transcultural Leadership and Transcultural Competence, Marburg: Metropolis, 225-231.


| Wieland, J. / Baumann Montecinos, J. (2018): Transculturality and Global Value Creation, in: Wieland, J. / Baumann Montecinos, J. (Hrsg.): Sub-Saharan Perspectives on Transcultural Leadership, Marburg: Metropolis, 17-39.


| Wieland, J. (2018): Transkulturelle Führung und Kooperation – Grundzüge und Perspektiven des Forschungsprogramms der „Transcultural Management Studies“, in: Forum Wirtschaftsethik Jahresschrift des DNWE, 25. Jahrgang, 112-122.


Titelbild & Bilder im Text:

| Leadership Excellence Institute Zeppelin | LEIZ / Zeppelin Universität (alle Rechte vorbehalten)


Redaktionelle Umsetzung: Florian Gehm

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