Interview mit dem Club of international Politics

CIP meets Olaf Scholz: Den Bundeskanzler zu treffen, ist ein anderes Kaliber

Von Mona Friedrich | Fotos: CIP & Michael Scheyer
03.06.2023
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Ihr organisiert öfter Treffen mit Politiker:innen. Ist dann so eine Begegnung mit Olaf Scholz noch etwas Besonderes für Euch oder seid Ihr schon daran gewöhnt, mit so bekannten Leuten zu reden?

Sivany Kanagalingam: Ich würde schon sagen, dass es auf jeden Fall etwas Besonderes war. Es ist eben einfach der Bundeskanzler. Den kennt man, den kennt jeder und es ist ein Mann, der sehr viel in der Weltgeschichte unterwegs ist. Deshalb war es auch toll, dass der Parteitag der SPD zufällig am See war und wir dann die Möglichkeit hatten, ihn zu treffen.

Luca Julie Kuhlmann: Und ich finde, dass er sich die Zeit genommen und uns auch wirklich zugehört hat, war eine wirkliche Wertschätzung – gerade weil er so viel zu tun hat. Und obwohl wir natürlich gewisse Erfahrungswerte darin haben, mit Politiker:innen umzugehen und man sich vielleicht auch an bestimmte Situationen – zum Beispiel in einer Moderation zu sitzen – gewöhnt, ist der Bundeskanzler – das habe ich zumindest persönlich gemerkt – doch noch mal etwas anderes. Und man merkt auch, dass die Aufregung und auch die Vorfreude stärker sind.

Jonathan Rauch: Wir treffen viele Expert:innen aus der internationalen Politik. Aber einen Politiker zu treffen, der jedem ein Gesicht und ein Begriff ist, das ist dann doch ein anderes Kaliber.


David Behrendt, Luca Julie Kuhlmann, Lukas Roller, Lukas Sturm, Magnus Papp, Giulia Bahms, Sivany Kanagalingam, Jonathan Rauch, Matthias Eckmann.

Wie genau kam es denn zu dem Treffen? Seid Ihr einfach zum Parteitag gegangen oder hattet Ihr vorher einen Termin?

Jonathan Rauch: Ich glaube, die Idee ist uns spontan gekommen, als wir gesehen haben, dass der Parteitag der SPD am Bodensee in Friedrichshafen ist. Dann haben wir uns durchgefragt und hier Kontakte über die FES und die Jusos an der Uni spielen lassen. So haben wir es geschafft, fünf Minuten in einem kleinen Zwischenraum zu bekommen, in denen wir einfach mit ihm quatschen konnten.

Luca Julie Kuhlmann: Ich glaube, im Endeffekt ging es tatsächlich über jemanden, der Kontakt zu einem Organisator im Messegelände hat. Aber das war dann wirklich super kurzfristig. Weshalb es dann auch umso aufregender war, zu wissen, dass es in anderthalb Tagen auf den Landesparteitag losgeht und wir dort wirklich Olaf Scholz treffen. Das war schon auch im Team etwas ganz Besonderes.

Jonathan Rauch: Zumal es am Ende auch wirklich super spontan war. Also wir haben zwar Wochen vorher gefragt und denen alles geschrieben. Aber die wirkliche Zusage, dass wir ihn treffen können, kam nur ein paar Tage vorher.

Luca Julie Kuhlmann: Das war wirklich unglaublich kurzfristig.

Sivany Kanagalingam: Ich war zum Beispiel schon als Helferin angemeldet und weiß noch, dass ich aufgewacht bin und in zwei WhatsApp-Gruppen war, in denen „Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz“ stand und ich so: „Hä?“.


Wurden eure Erwartungen auch erfüllt, also war es wirklich so spektakulär?

Sivany Kanagalingam: Ich fand schon, dass es sehr spektakulär war. Allein schon, wie viele Menschen ihn schützen, war wild. Und diese fünf Minuten gingen so schnell vorbei. Das war echt einfach krass. Aber was mich am meisten überrascht hat, war, dass er auch mit uns herumgescherzt hat und es wirklich super locker war. Klar, man hat Respekt vor dem Bundeskanzler, aber im Endeffekt war es dann halt auch einfach nur der Genosse Olaf.

Luca Julie Kuhlmann: Ich fand es auch schon vorher, als wir auf dem Landesparteitag waren, beeindruckend. Der Termin hatte sich nach hinten herausgezögert. Wir waren natürlich frühzeitig da, damit alles vom Ablauf her passt und haben noch unsere Bändchen bekommen. Wir mussten auch unsere Ausweise vorzeigen. Dieses Feeling vom Landesparteitag mitzubekommen, das war auf jeden Fall interessant. Das Treffen mit Olaf Scholz hat meine Erwartungen auch übertroffen, weil es etwas ganz anderes ist, ob man jemanden offiziell im Fernsehen sieht oder auf einer Bühne, die weit weg ist, oder ob man dieser Person wirklich gegenübersteht. Ich stimme Sivany total zu, ich fand ihn sehr locker, viel lockerer, als ich ihn erwartet hatte. Er hat, wie gesagt, mit uns herumgescherzt. Wir haben ihn an die Uni eingeladen und ein paar Witze gemacht: „Wir haben auch einen Flughafen hier in Friedrichshafen, falls das irgendwie mit der Anreise schwierig ist“. Dazu meinte Herr Scholz: „Ach, das könnte ja passen, ich habe ein Flugzeug.“ 


Also, er war total lustig drauf, aber vor allem hat er sich auch die Zeit genommen, Fragen zu unseren Projekten zu stellen. Wir haben ihm das Engagement vorgestellt und ihm erzählt, was der Club of International Politics und die einzelnen Hochschul- und Stipendiatengruppen an der Uni für Projekte durchführen. Da hat er ganz konkret nachgefragt. Es ist einfach schön, dass selbst in diesem kurzen Zeitraum von nur fünf Minuten man ehrliches Interesse erkennen konnte.


Mona Friedrich (rechts) im Interview mit dem CIP: Sivany Kanagalingam:, Luca Julie Kuhlmann und Jonathan Rauch (v.l.). (shy)
Mona Friedrich (rechts) im Interview mit dem CIP: Sivany Kanagalingam:, Luca Julie Kuhlmann und Jonathan Rauch (v.l.). (shy)

Hat dieses Gespräch eure Sicht auf Olaf Scholz oder auf seine Handlungen irgendwie verändert?

Sivany Kanagalingam:
Nein, also da haben wir auch im Nachhinein sehr viel drüber gesprochen. Es war natürlich für mich persönlich krass den Bundeskanzler als Rolle zu treffen, aber ich reflektiere Olaf Scholz oder bestimmte Entscheidungen, die er getroffen hat, natürlich immer noch genauso.

Jonathan Rauch: Ja, ich bin jetzt selbst auch nicht der größte Fan der SPD oder seiner Politik. Aber das ist ja egal, das ist einfach die Regierungschefrolle, die er hat und das ist ja das Besondere. Man ignoriert da seine persönliche Meinung seiner Politik gegenüber und sieht das eher als hätte man die Queen getroffen – oder jetzt den King. Also jemanden, der eigentlich keinen Bezug zu uns hat. Aber bei dem es trotzdem besonders ist, diese Person zu treffen.

Luca Julie Kuhlmann: Ich glaube, es macht einen immer noch mal nahbarer. Also das habe ich auch in den Reaktionen von Kommiliton:innen, der eigenen Familie und dem Freundeskreis, die dieses Foto auch im Nachhinein gesehen haben, gemerkt. Das ist schon etwas Außergewöhnliches. Wenn ich ihn jetzt im Fernsehen sehe, denke ich daran, dass ich ihm schon mal die Hand geschüttelt habe. Das ist schon noch mal etwas anderes, wenn man dieser Person wirklich begegnet ist.

Sivany Kanagalingam: Ich finde, das macht die Person auch realer. Davor war das die Person aus dem Fernsehen und der Bundeskanzler. Dann stand er da einem wirklich gegenüber und es war so: „Ah ja, er existiert ja wirklich“.

Jonathan Rauch: Wobei das generell bei unseren Veranstaltungen, an denen Leute zu uns an den See kommen, so ist. Es macht die Person und das Geschehen jedes Mal greifbarer und man merkt: Das ist die Politik, die in Berlin gemacht wird. Aber die ist auch vor Ort.

Luca Julie Kuhlmann: Und genau das ist ja auch das Ziel, das wir haben. Diese Vernetzung und dieses Brückenbauen zwischen der Universität, den Studierenden, den Professor:innen und dem Staat und der internationalen Politik. Dass diese eben nicht so weit weg ist, wie es vielleicht scheint, wenn man die Nachrichten sieht oder liest.



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