Best Thesis Award | Hintergründe

Familienbande, die sich auszahlt

In einigen Fällen hat der Verkauf eines Unternehmens auch Vorteile.

Maximilan Lantelme
ZU-Master-Alumnus und Träger des Best Thesis Award im Fachbereich Corporate Management & Economics
 
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    Zur Person
    Maximilian Lantelme

    1989 in Darmstadt geboren, studierte Maximilian Lantelme im Bachelor Corporate Management & Economics an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, den er im Jahr 2012 mit einer Arbeit zu Wachstumsstrategien von Familienunternehmen abschloss. Darauf folgte das konsekutive Master-Studium der Wirtschaftswissenschaften, ebenfalls an der ZU. Während seines Studiums war Lantelme zudem als Wissenschaftliche Hilfskraft am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF) tätig. 

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    Factbox
    Der Mensch ist, was er isst: Best Thesis Award | CCM

    Dass der Lebensstil etwas über die eigene Persönlichkeit verrät, ist klar. Aber dass auch das Brot, das man täglich ist, Identität schafft, ist neu. Die Kruste noch leicht mehlbestäubt, das Innere ofenwarm und der erste Biss das Beste am Sonntagmorgen: Frisches Brot macht glücklich. Besonders in Deutschland, wo es eine so große Auswahl gibt wie nirgendwo sonst. Aber Brot begeistert nicht nur die Geschmacksnerven, sondern ist auch identitätsstiftend. Auf welche Art und Weise erklärt ZU-Alumna Mara Skowronek in ihrer Masterarbeit. 

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Dass er sich in seiner Masterarbeit mit Familienunternehmen beschäftigen würde, stand für Maximilian Lantelme schon früh fest, wohl auch ob seiner langjährigen Affinität zur Thematik. Selbst aus einem familiär geführten Handwerksunternehmen stammend, entschied er sich jedoch erst nach einigen Semestern an der Zeppelin Universität für diesen Schwerpunkt - nach dem Besuch eines Seminars zu „Management von KMU und Familienunternehmen“, das ihn nachhaltig faszinierte. Damals noch im Bachelorstudium, sammelte er als Wissenschaftliche Hilfskraft am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF) wissenschaftliche Erfahrungen bei Prof. Dr. Kormann, der ihn bis heute akademisch begleitet. Auch in seiner Bachelorarbeit befasste sich der ehemalige ZU-Student mit Unternehmen in Familientradition und untersuchte speziell die Wachstumsstrategien von Familienunternehmen.

... Schlecker - die Nr. 1 in Europa? Das war einmal. Nach knapp 37 Firmenjahren beantragte Anton Schlecker im Jahr 2012 Insolvenz, kurze Zeit später wurde die Auflösung des deutschen Mutterkonzerns beschlossen und damit das Beschäftigungsende von über 30.000 Mitarbeitern. Damit ist der ehemalige Drogerieriese kein Einzelfall: ZU-Alumnus Maximilian Lantelme ermittelte im Rahmen seiner Arbeit, dass rund 52 Prozent der untersuchten Familienunternehmen zwischen 1971 und 2011 vom Markt verschwanden, oftmals bedingt durch Fremdakquisitionen oder Insolvenz.
... Schlecker - die Nr. 1 in Europa? Das war einmal. Nach knapp 37 Firmenjahren beantragte Anton Schlecker im Jahr 2012 Insolvenz, kurze Zeit später wurde die Auflösung des deutschen Mutterkonzerns beschlossen und damit das Beschäftigungsende von über 30.000 Mitarbeitern. Damit ist der ehemalige Drogerieriese kein Einzelfall: ZU-Alumnus Maximilian Lantelme ermittelte im Rahmen seiner Arbeit, dass rund 52 Prozent der untersuchten Familienunternehmen zwischen 1971 und 2011 vom Markt verschwanden, oftmals bedingt durch Fremdakquisitionen oder Insolvenz.

Seine jetzige Arbeit zur Entwicklung von Familien- und Nichtfamilienunternehmen knüpft an diesen Themenkomplex an und kombiniert dabei einen historischen Abriss mit der strategischen Analyse von rund 143 deutschen Konzernen über einen Zeitraum von 40 Jahren zwischen 1971 und 2011. Dabei kommt der Masterabsolvent zu einer eindeutigen Feststellung: langfristig verfügen Familienunternehmen über eine positivere Entwicklung als Nichtfamilienunternehmen. Erstere seien vor allem langlebiger, hielten sich also länger am Markt und seien im Hinblick auf Insolvenz oder Übernahmen weniger gefährdet als ihre nicht familiär geführten Konkurrenten. Statistisch lässt sich dies mit einem Blick auf die „Untergangsrate“ illustrieren, wobei sowohl Geschäftsauflösungen als auch Übernahmen als Untergang gewertet werden. Demnach verschwanden im betrachteten Zeitraum von allen 143 Unternehmen rund 68 Prozent der Nicht-Familienunternehmen, während es lediglich 52 Prozent der Familienunternehmen waren. Zwar seien beide Werte relativ hoch, der Vergleich zeige aber dennoch einen Vorteil seitens familiär geführter Konzerne, so Maximilian Lantelme.

Ein ähnliches Bild zeichnet ein Vergleich der Wachstumsraten, die in den analysierten Jahren auf einen Durchschnitt von gut sechs Prozent kommen, wobei Familienunternehmen leicht höhere Werte aufweisen. Gerade in den frühen Generationen sei ein Trend zu zweistelligen Raten bemerkbar, erklärt Lantelme und macht gleichzeitig deutlich: „Langfristig sind solche Wachstumsraten aber nahezu unmöglich und sind oft ein Zeichen wenig nachhaltigen Wirtschaftens.“ So sei es gerade für Familienunternehmen wichtig, den richtigen „corridor of growth“ zu finden, also das Wachstumsniveau, auf dem eine nachhaltige Entwicklung über mehrere Generationen möglich ist. Generell gelte aber auch, dass überaus hohes Wachstum und niedrige Untergangsraten nicht per se ein Erfolgsgarant seien, denn, so erklärt der Absolvent: „In einigen Fällen hat der Verkauf eines Unternehmens auch Vorteile.“

„Mach dir keine Gedanken über den Aktienmarkt. Investiere in Familie." will diese Glückskeks-Wahrheit sagen und entspricht damit ganz der wissenschaftlichen Sichtweise. Denn Familienunternehmen erweisen sich langfristig als nachhaltiger und erzielen bessere Wachstumsraten als ihre non-familiäre Konkurrenz, die sich im Mittel mit einem Zuwachs von 6 Prozent entwickelt. Wenngleich auch ihre Untergangsrate hoch erscheinen mag, halten sich familiär geführte Konzerne doch weitaus länger am Markt als Nicht-Familienunternehmen.
„Mach dir keine Gedanken über den Aktienmarkt. Investiere in Familie." will diese Glückskeks-Wahrheit sagen und entspricht damit ganz der wissenschaftlichen Sichtweise. Denn Familienunternehmen erweisen sich langfristig als nachhaltiger und erzielen bessere Wachstumsraten als ihre non-familiäre Konkurrenz, die sich im Mittel mit einem Zuwachs von 6 Prozent entwickelt. Wenngleich auch ihre Untergangsrate hoch erscheinen mag, halten sich familiär geführte Konzerne doch weitaus länger am Markt als Nicht-Familienunternehmen.
Der Mensch ist, was er isst: Best Thesis Award | CCM


Wie verbreitet ein solcher Schritt ist, zeigt ein erneuter Blick auf die Statistik der untergegangenen Unternehmen. Die Hauptursache für den Untergang der untersuchten Konzerne liegt demnach in der Akquisition durch andere Firmen, wobei auch einige Fälle von „distressed situations“ aufgetreten seien, indem eine Übernahme zur Vermeidung einer Insolvenz vollzogen wurde. Besonders die Übernahmen durch direkt konkurrierende Konzerne, auch „hostile take-overs“ genannt, waren für Lantelme von besonderem Interesse, da gerade im Zeitraum ab 1971 zahlreiche solcher Akquisitionen stattfanden. Betroffen waren vor allem die Telekommunikations-, Stahl- und Energieindustrie, die heute überwiegend aus wenigen, großen Akteuren bestehen, welche in den vergangenen Jahrzehnten durch extensive Übernahmen an Größe gewannen. So verschlang die britische Vodafone im Jahr 2000 den damaligen deutschen Mobilfunk-Riesen Mannesmann, lange nachdem sich ThyssenKrupp durch verschiedenste Aufkäufe zum zentralen Akteur der deutschen Stahlindustrie entwickelt hatte.

Leuchtendes Orange, schnelle Karossen und verblüffend kreative Werbung: SIXT zählt unumstritten zu den bekannteren deutschen Familienunternehmen. Was vor mehr als 100 Jahren drei Autos begann, hat sich heute zu einer der erfolgreichsten Autovermietungen weltweit entwickelt. Interessant ist hier die Konzernentwicklung über die verschiedenen Generationen hinweg, von Martin Sixt und dessen Neffen Hans, über Erich bis hin zur aktuellen Dame des Hauses, Regine Sixt. Eine solche reibungslose Entwicklung ist alles andere als selbstverständlich, schon so mancher Konzern scheiterte an der Weitergabe der Familientradition.
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Was auf den ersten Blick logisch und kohärent klingt, bedeutete für den Alumnus großen Rechercheaufwand, da kaum aggregierte Daten für eine solche Untersuchung vorhanden waren. So musste er sich die zu analysierenden Datensätze selbst zusammenstellen, Wachstumsraten errechnen, große Mengen quantitativer Daten vergleichen. Im Sinne eines gemischten methodischen Ansatzes las er sich zudem durch alte Geschäftsberichte und umfassende Sammelwerke. Sein Favorit: das „Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften“, welches ihm auch Aufschluss über die komplexesten Eigentümerverhältnisse lieferte. Trotz des hohen Rechercheaufwandes zeigte sich Maximilian Lantelme sehr zufrieden: „Es hat richtig Spaß gemacht zu sehen, wie sich die Unternehmen im Laufe der Zeit entwickelt haben.“ Einige Fallbeispiele offenbarten dabei gar politische Sprengkraft, so als bei einer Änderung der Eigentümerverhältnisse des Daimler-Konzerns in den 1970er Jahren plötzlich der Irak und Iran als potentielle Anteilseigner infrage kamen, wie der Absolvent interessiert erläutert.


Nach der tief gehenden theoretischen Vorbereitung zieht es den Preisträger nun in die Praxis, wo er im Bereich Mergers & Acquisitions bei einer international tätigen Strategieberatung im Münchener Büro berufliche Erfahrungen sammeln wird. Obwohl in diesem Fall nicht die Familienunternehmen im Mittelpunkt stehen werden, möchte Lantelme seiner Passion treu und somit auch dem Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen weiter eng verbunden bleiben. Auch auf lange Frist hat der Absolvent bereits Pläne und macht deutlich: „Ich kann mir gut vorstellen, mich nach einigen Berufsjahren nochmals weiterzubilden.“ Promotion? Gut möglich!



Titelbild: Steven Zucker / flickr.com (CC-BY-NC-SA 2.0)

Bilder im Text: János Blass / flickr.com (CC-BY-SA 2.0)

Bran Sorem / flickr.com (CC-BY 2.0)

Neal Fowler / flickr.com (CC-BY 2.0)


Redaktionelle Umsetzung: Felix Lennart Hake

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