Open Aid

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Langfristig zeichne ich ein verhalten optimistisches Bild. Das Thema wird zweifelsohne an Relevanz gewinnen, fraglich bleibt jedoch der ungeklärte Zielkonflikt zwischen Datenschutz und Transparenz.

Timo Rinke
Absolvent Master PAIR
 
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    Timo Rinke

    Timo Rinke studierte im Master Politics, Administration and International Relations an der Zeppelin Universität und war dort während seiner Studienzeit Mitarbeiter am Open Governance Institute (TOGI). Im Rahmen seiner Abschlussarbeit untersuchte er das Konzept der Offenen Entwicklungszusammenarbeit „Open Aid“, im September 2014 wurde er dafür mit dem Best Thesis Award ausgezeichnet.  

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Fragt man den Preisträger nach seiner Motivation, sich mit "Offener Entwicklungszusammenarbeit", kurz EZ, auseinanderzusetzen, zeichnet sich schnell ein kritisches Bild ab. Am Anfang habe er sich die Frage gestellt, welche Wirkung diese Form der internationalen Solidaritätsarbeit eigentlich habe. Dabei waren es nicht die Erfolgsgeschichten der EZ, sondern vielmehr „Versäumnisse und Misserfolge“ auf dem afrikanischen Kontinent, die den Forscher dazu brachten, sich intensiv mit dem Thema zu befassen. Neben mehrfachen Aufenthalten in Ruanda spielte auch seine Leidenschaft für Digitalisierung und neue Medien eine große Rolle. „Das Thema hat mich einfach interessiert“, sagt Rinke.

Hauptsitz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bonn. Die GIZ verabschiedete im Jahr 2011 eine eigene Transparenz-Policy.
Hauptsitz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bonn. Die GIZ verabschiedete im Jahr 2011 eine eigene Transparenz-Policy.

Eine offizielle Definition von „Open Aid“ existiert bis dato noch nicht, auch ob des noch jungen Alters des Konzepts, das erst seit 2008 im wissenschaftlichen Diskurs Beachtung findet. Der Master-Absolvent sieht darin die Kombination von öffentlich verfügbaren Entwicklungsdaten, um Entscheidungen und Prozessen in der Entwicklungsarbeit höhere Transparenz zu verleihen. Die „Open Aid Data“ werden ergänzt durch „Aid Transparency“, „Aid Participation“ und „Aid Collaboration“, gemeinsam bilden diese die vier wichtigsten Ebenen der Offenen Entwicklungszusammenarbeit. Aid Transparency zielt dabei auf die Offenlegung und Nachverfolgung von Entscheidungsprozessen ab, sodass alle Beteiligten über ein einheitliches Informationsniveau verfügen. Dem gegenüber verfolgt Aid Participation eine stärkere gesellschaftliche Einbindung in die Entwicklungszusammenarbeit, um Bürger und bestimmte soziale Gruppen direkt in den politischen Entscheidungsprozess einzubinden. Den finalen Schritt übernimmt die Aid Collaboration mit der gemeinsamen Mobilisierung von staatlichen und zivilen Akteuren bei der konkreten Umsetzung von beschlossenen Maßnahmen. Eine wirkliche Innovation sei das Thema jedoch nicht, attestiert Rinke, vielmehr eine Kombination von Digitalisierung und konventionellen Konzepten der Entwicklungszusammenarbeit.

Schulprojekt der Organisation „ora international“ in Guinea Bissau. In Ländern, die von der Entwicklungszusammenarbeit profitieren wird der Datenschutz weniger kritisch gesehen, als dies z.B. in Deutschland der Fall ist.
Schulprojekt der Organisation „ora international“ in Guinea Bissau. In Ländern, die von der Entwicklungszusammenarbeit profitieren wird der Datenschutz weniger kritisch gesehen, als dies z.B. in Deutschland der Fall ist.

Mit der Grundidee, durch die Publikation von Entwicklungsdaten für erhöhte Transparenz zu sorgen, muss sich Open Aid auch mit der anhaltenden Diskussion um besseren Datenschutz auseinandersetzen. Dieses Problem zeigt sich weniger in den Entwicklungsländern, die der Freigabe von Daten überwiegend offen gegenüberstehen, auch, weil sie den Nutzen der Maßnahme zu erkennen scheinen. Größeren Widerstand verortet der Master-Absolvent hingegen in Deutschland, wo die Datenfreigabe im internationalen Vergleich sehr kritisch betrachtet werde. Einen Paradigmenwechsel sieht Rinke als dringend notwendig an: „Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit muss sich immer stärker an regionalen, europäischen und zunehmend auch globalen Standards orientieren.“

Doch nicht nur die persönliche Einstellung der Akteure erschwert die Verbreitung von Open Aid, auch auf institutioneller Ebene gelte es, Aufholarbeit zu leisten. Noch gehe die Umsetzung des Modernisierungskonzepts nur von einigen wenigen Gruppen aus, denen es an offizieller Unterstützung mangele. Hier sieht der Wissenschaftler sowohl die deutschen Behörden als auch Nichtregierungsorganisationen in der Pflicht, mehr Mittel für innovative Entwicklungskonzepte bereitzustellen. Schließlich liege es aber auch an Medien und Gesellschaft, ob das Thema weiterhin eine präsente Entwicklung erfahre.

Für die Zukunft der Open Aid zeichnet Rinke schließlich ein „verhalten optimistisches“ Bild. Zwar werde das Konzept seine Relevanz ausbauen können, die Entwicklung der grundlegenden Konflikte zwischen Datenschutz und Transparenz bzw. Armutsbekämpfung und staatlichen Sicherheitsinteressen seien jedoch ungewiss. 



Titelbild: Change It! / flickr.com (CC BY-NC-SA 2.0)

Bilder im Text: Eckhard Henkel, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE);

ora International / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

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