ZU-Sommerfest

5 Fragen zum 10. Geburtstag | Nr. 3

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    Factbox
    Das zehnte Sommerfest der Zeppelin Universität

    Bildung wird meist nur im Hinblick auf Wirkungen und Folgen, auf Zweck und Absicht hin untersucht: Man fragt sich, was die Bildung für die Gesellschaft wie für den Einzelnen leistet und welche Zukunft sie ermöglicht.

    Beim Sommerfest zum 10-jährigen Bestehen der Zeppelin Universität, die sich selbst in einem Bildungs-Prozess befindet, darf die Blickrichtung einmal umgekehrt werden: Welche Faktoren ermöglichen ihrerseits Bildung? Welche Voraussetzungen, Fundamente und Gebäude (buildings) braucht die Bildung? Welche Formen der Organisation, der Steuerung, der medialen Vermittlung und der Qualitätskontrolle können welche innovativen Formen von Lehre, Ausbildung und „Bildungs-Bildung“ möglich machen?

    Auf diese Fragen antworten, wie immer mit einem breiten Angebot interdisziplinärer Perspektiven, Dozenten, Alumni und Studierende der ZU in Vorträgen, Versuchen und Vorführungen.

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Das zehnte Sommerfest der Zeppelin Universität


Glaubt man einem weit verbreiteten Vorurteil, dann sind "sich kurz fassende Wissenschaftler" ein Widerspruch in sich. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: Das Anschreiben des folgenden Fragebogens war mit der ausdrücklichen Bitte um "unwissenschaftliche" Antworten versehen - je prägnanter, desto besser.


Ob und wie diesem Wunsch entsprochen wurde, lässt sich in den kommenden Wochen auf ZU|Daily nachlesen. Bis zum Sommerfest am 14.09.2013 erscheinen hier die ausgefüllten Steckbriefe, in denen die Referentinnen und Referenten eine Vorschau auf Ihre Vorträge geben. Wem dieses Appetithäppchen Lust auf mehr macht, kann sich hier für die Veranstaltung anmelden.

Professorin Dr. Maren Lehmann

Professorin Dr. Maren Lehmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie mit dem Schwerpunkt Organisationstheorie. In ihrem Vortrag auf dem Sommerfest beschäftigt sich Lehmann mit dem Problemfeld der Karriere aus soziologischer Sicht.

1. In drei Sätzen bitte: worum geht’s?

Mein Thema wird eine Paraphrase auf Max Webers große Rede über Wissenschaft als Beruf sein. Paraphrase deshalb, weil es um eine Beschreibung in einer anderen Sprache geht, nämlich in einer Theoriesprache – in Begriffen. Paraphrase auch deshalb, weil es um eine Aktualisierung der Kontextbedingungen geht, für die die Überlegungen des Textes gelten können.

2. Und wenn Sie das ihrem achtjährigen Neffen erklären müssten? (achtjährige Neffen sprechen weder Latein noch Griechisch und finden zusammengesetzte Substantive doof)

Dann würde ich ihm sagen, dass es in meinem Vortrag um die Ermutigung zur Wissenschaft und die Entmutigung universitärer Karrierehoffnungen geht. Auf den lateinischen Ausdruck universitas würde ich auch angesichts des „doofen“ Knabens nicht verzichten, auf den französischen Ausdruck carrière ebenfalls nicht.

3. Warum interessiert Sie das Thema?

Die Frage, ob „Karriere“ das Wort ist, mit dem organisierte Sozialsysteme ihre Vorstellung vom Individuum umschreiben, beschäftigt mich seit meinem Studium. Seitens der Universitäten besteht diese Vermutung historisch schon sehr lange, weil sie seit Jahrhunderten zwischen wissenschaftlichen Disziplinen und gesellschaftlichen Professionen unterscheiden und vermitteln mussten. Mit „Karriere“ war dann einfach der Schritt von der Universität in die Selbstständigkeit gemeint.

Seit dieser Schritt mehr oder minder selbstverständlich einen Wechsel von der Zugehörigkeit zur Universität (als einer Hochschule) in die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen oder einer Behörde (in den Beruf) bezeichnet, wird auch die Bezeichnung „Karriere“ selbstverständlich – sie meint dann die Kette solcher Schritte oder Wechsel, und sie wird auf individuellen Erfolg im Vollzug solcher Schritte bezogen.

„Wissenschaft als Beruf“ interessiert mich als Anwendungsfall der allgemeinen These, dass Karrieren unausweichlich sind, solange Lebensläufe im Kontext vernetzter Organisationen bleiben.

4. Und warum sollten sich andere Menschen dafür interessieren?

Wer könnte in der modernen Gesellschaft ohne Verwicklung in organisationale Zugehörigkeiten, Loyalitäten, Abhängigkeiten leben? Und wer hielte die Vermutung für bedeutungslos, dass diese Verwicklung eine Kontextbedingung der gerühmten wissenschaftlichen Freiheit ist?

5. 10 Jahre ZU – Ihr prägendstes Erlebnis?

„Prägendste Erlebnisse“ hatte ich noch nie – weder hier noch anderswo; solche Erlebnisse setzen ein Weltverhältnis des Ausgeliefertseins und der Hinnahmebereitschaft voraus, das ich nicht teile. Nicht zu ignorierende Erlebnisse (Erfahrungen) gab es dagegen viele, unangenehme wie angenehme. Sowieso ist ja jedes Erlebnis dann bemerkenswert, wenn es ambivalent ist; wenn es so sehr nervös macht, wie es sediert. Das erste dieser Art war der Moment des ersten Betretens der Bibliothek, die - ich hatte das noch nie gesehen - in einem einzigen Raum untergebracht werden kann. Das zweite war eine Seminardiskussion über die Versprechen, die unter dem Namen „Arbeit“ gegeben werden – und darüber, ob diese Versprechen je zu halten sind.

Professorin Dr. Lucia Reisch

Professorin Dr. Lucia Reisch leitet als Gastprofessorin den Lehrstuhl für Konsumverhalten & Verbraucherpolitik. Ihren Vortrag hat sie Information ist gut - nützt aber nichts genannt und stellt daraus folgend die Frage: Wie sieht gute Verbraucherbildung aus?

1. In drei Sätzen bitte: worum geht’s?

Menschen agieren weit weniger rational als gemeinhin angenommen wird. Die Politik geht jedoch weitgehend von rationalen, kognitiv gesteuerten Individuen aus, wenn sie über Instrumente zur Verhaltensänderung nachdenkt. Insbesondere das Instrument „ Verbraucherinformation“ ist kritisch: Es wird sehr viel eingesetzt, trägt aber nachweislich nur wenig zur Verhaltensänderung bei.

2. Und wenn Sie das ihrem achtjährigen Neffen erklären müssten? (achtjährige Neffen sprechen weder Latein noch Griechisch und finden zusammengesetzte Substantive doof)

Menschen lassen sich stark davon beeinflussen, was sie fühlen, über was sie sich freuen und über was sie sich ärgern. Sie denken auch nicht immer so viel nach, bevor sie sich für etwas entscheiden. Politiker denken aber, dass man Menschen vor allem durch Erklärungen, Ermahnungen und Warnungen dazu bringt, etwas zu tun (zum Beispiel gesünder zu essen, mehr Sport zu treiben) oder auch nicht zu tun (zum Beispiel zu rauchen, zu schnell zu fahren). Das ist falsch. Sie sollten besser die Menschen so nehmen wie sie sind und so auch ihre Politik machen.

3. Warum interessiert Sie das Thema?

Weil mich als Wissenschaftlerin das Entscheidungsverhalten von Menschen interessiert und als Politikberaterin die Frage, wie man Politik effektvier und effizienter gestalten kann.

4. Und warum sollten sich andere Menschen dafür interessieren?

Weil große Herausforderungen anstehen: Energiewende, große Transformation, Green Growth, nachhaltige Entwicklung und einige mehr. Diese werden wir besser verstehen und gestalten können, wenn man weiß, wie Menschen (Konsumenten, Bürger) „ticken“ und wie man sie „anstupsen“ kann.

5. 10 Jahre ZU – Ihr prägendstes Erlebnis?

Vor ziemlich genau 10 Jahren, SeeCampus, Tagung der Deutschen Gesellschaft für Philosophie: Graues Wetter, graues altes heruntergekommenes Gebäude, null Technik, keine Getränke und kein Schick. Dann eine flammende Einführungsrede des damals sehr jungen Präsidenten Jansen. Danach war allen im Raum klar, dass hier etwas ganz Besonderes am Entstehen ist. Und dass man auch gerne selbst dabei wäre.

TitelbildOmer Wazir (CC BY-SA 2.0)

Portraitfotos: ZU/Lorenz Wildmaier

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